Was braucht ein Raum, Annabelle Selldorf?

Shownotes

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Wunderbar Together. Heute ist die wunderbare Architektin Annabelle Selldorf bei uns zu Gast und macht mit uns einen Ausflug in die Welt der Architektur – die, wenn man ihr Glauben schenkt, immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, in der wir leben.

Auch Felix – der diesmal aus dem elterlichen Zuhause im schönen Nürnberg podcastet – hätte für diese Aufzeichnung gerne einen Ausflug gemacht. Wäre es nach ihm gegangen, er hätte sich auf ein City-Bike geschwungen und wäre die Westside hinunter bis 860 Broadway geradelt. Bis zum Union Square, mitten hinein in das Büro von Selldorf Architects. Andy Warhol betrieb hier einst eines seiner berühmten Studios, direkt unter seiner einstigen Kunstschmiede liegt heute das Büro von Annabelle. „Ich scherze immer darüber, dass Andy mir seine guten Ideen durch die Decke schickt“, erzählt sie. Die Ideen kann sie dann direkt mit ihrem Team teilen – denn Annabelle, die sich selbst als ziemlich involvierte Chefin beschreibt, besitzt kein Corner Office, ihr Reich ist nur durch ein paar Regale vom Rest des lichten, offenen Büros getrennt.

Die Welt von Annabelle Selldorf, sie ist geprägt von Tageslichtverhältnissen, von Proportionen, „darum, wie man von einem Raum zum nächsten kommt, und wie man sich darin bewegt.“ Ihre Arbeit habe viel damit zu tun, wie Menschen miteinander agierten, erklärt sie. „Es geht darum, wie wir uns selbst verstehen, wie wir uns als Gesellschaft verstehen. Wie viel Aufmerksamkeit wir darauf verwenden, dass Menschen wirklich zusammenkommen und miteinander in den Dialog treten.“ Räume spiegelten diese Dialogbereitschaft wider – offene natürlich sehr viel mehr als die, in denen der Chef im verschlossenen Eckbüro sitzt.

Seit 40 Jahren arbeitet und wirkt Annabelle als Architektin in den USA und Europa, hat dort Wohnhäuser ebenso wie Galerien und Museen entworfen oder ihnen ein neues Aussehen verschafft. (Ich bin sehr New-Yorker-ish", sagt sie.) Ihr Stil? Elegantes Understatement, wie auch die Vogue unlängst attestierte, und sicherlich wenig Instagram-tauglich, wie Annabelle nicht ohne leisen Stolz sagt. „Unsere Projekte sind geprägt davon, ein gewisses Selbstbewusstsein zu haben, das nicht darauf beruht, Aufmerksamkeit erregen zu wollen.“ Die Reduktion auf das Essentielle, das ist es, was die Arbeit von Annabelle auszeichnet.

Wie es ist, als Architektin in einer Branche voller Männer zu arbeiten, was Donald Trump für ihr Geschäft bedeutet, worauf sie wirklich stolz ist und welche architektonischen Fehlgriffe sie überhaupt nicht ausstehen kann – all das erzählt uns Annabelle Selldorf in dieser 102. Folge von Wunderbar Together. Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung des Gesprächs – dann natürlich aus den Räumen auf 860 Broadway.

Es gibt ein tolles Porträt über Annabelle gerade in der Vogue ("How Annabelle Selldorf became the architect of our moment"). Sehr lesenswert. Zu ihrer Website geht es hier entlang.

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