Wie erklärst du die USA, Chelsea Spieker?

Shownotes

Liebe Wunderbar-Together-Crew, heute wird es politisch – in a fun way! Felix hat Chelsea Spieker in Charlottenburg besucht – im Office der Medienplattform „The Pioneer“. Chelsea ist Journalistin und Podcast-Moderatorin, berichtet über Geopolitik und transatlantische Beziehungen – und bringt dabei ihre ganz eigene amerikanische Perspektive mit.

Chelsea stammt aus Cherry Valley, einem winzigen Ort in Upstate New York. Dort gibt es eine einzige Ampel, weite Wege – und nach dem Niedergang der hiesigen Industrie auch jede Menge Armut und Drogenschicksale. Chelsea indes ist immer die Klassenbeste, spielt Fußball, Basketball, ist im Cheerleading-Squad. Ein Austauschjahr nach der High School soll sie nach Frankreich bringen – stattdessen landet sie mit 17 Jahren in Überlingen am Bodensee. Es ist ein Schock („Ich dachte nur: Ich weiß nichts über Deutschland, ich kann nicht einmal Hallo sagen, und Deutsch ist so hässlich!“), über den sie heute lachen kann.

Nach einem Studium an der George Washington University und einem verlängerten Zwischenstopp in Japan gelangt sie wieder nach Deutschland – und bleibt. Als Journalistin berichtet sie über ihre amerikanische Heimat, versteht sich aber trotz ihrer amerikanischen Herkunft als Beobachterin: „Ich verstehe die Menschen in Amerika besser als jemand, der noch nie dort gelebt hat. Und trotzdem bin ich auch ein bisschen außerhalb jetzt und beobachte daher.“

Umso wichtiger für ihre Arbeit seien die Menschen vor Ort, ihr Netzwerk, ihre Freunde und Familie. „Ich versuche, mit ihnen im Austausch zu bleiben und das in meine Gespräche einzubringen. Ich versuche, auch ein bisschen gemäßigter und faktenbasierter zu berichten.“

Sie plädiert für mehr Ausgewogenheit in der Berichterstattung – und in der Rezeption ebendieser: „In Europa ist es einfach zu sagen: Trump ist der Teufel und macht alles kaputt. Aber er hat mehr als die Hälfte des Landes überzeugt – da muss also etwas dran sein. Nicht alles, was er macht, ist falsch, nur weil es Trump ist. Man darf nicht alles über einen Kamm scheren und ich finde, das ist in Europa manchmal ein bisschen zu beobachten.“

Im Gespräch erzählt Chelsea von der politischen Zerrissenheit ihrer Heimat, die sie auch in ihrer eigenen Familie erkennen kann. Dort sitzen Linke, die Alexandria Ocasio-Cortez abfeiern, zusammen mit Tea-Party-Republikanern am Thanksgiving-Tisch. Ihr Take: Wer verstehen will, muss zuhören – und nicht nur reden. „Es würde uns gut tun, einfach mal die Klappe zu halten.“ Außerdem warnt sie davor, Wählergruppen vorschnell abzuschreiben. Und: Auch in Europa müsse man genauer hinschauen, warum autoritäre Stimmen Zulauf bekommen.

Warum Chelsea trotz aller Herausforderungen optimistisch bleibt, wenn sie an ihr Heimatland denkt, was sie am meisten an den USA vermisst, und weshalb sie auch mit einem AfD-Wähler immer den Dialog suchen würde – das alles erzählt die wunderbare Chelsea Spieker in der 138. Folge von Wunderbar Together.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.